
Betreten verboten. Vorsicht! Lebensgefahr!
Nach dem Beben. Bilder aus der Erdbeben Region Kumamoto.
Drei Wochen sind seit dem schweren Erdbeben in der Region um Kumamoto vergangen. Der Shinkansen, die Bahn und die Busse nach Kumamoto, verkehren wieder ohne Einschränkung. Der Straßenverkehr in Kumamoto ist aber immer noch stark eingeschränkt. Wir brauchten sehr viel länger mit dem Auto als sonst, um durch die Stadt zu kommen. Straßen, Fußwege, Brücken und viele Gebäude sind zum Teil stark beschädigt. Der trostlose Anblick lässt uns natürlich nicht kalt, die Stimmung im Auto ist gedrückt! Wir merken aber auch, dass der Wiederaufbau mit Hochdruck vorangetrieben wird. Überall sehe ich Baustellen und Arbeiter. Aber wegen des immensen Schadens wird es noch eine Weile dauern, bis Normalität einzieht.
Die Einrichtung vieler Wohnungen, vor allem Wohnungen ab der 5. Etage, ist nur noch Schrott wert. Bei einem starken Erdbeben ab der Stärke 7,0 Mw fliegt die Inneneinrichtung buchstäblich durch die Luft. Deswegen fällt beim Aufräumen danach auch eine Menge Sperrmüll an. Bei der Fahrt durch die Innenstadt müssen wir immer wieder großen Müllbergen ausweichen, die auf den Straßen und Fußwegen liegen und sie zum Teil blockieren. In der Innenstadt kommen wir nur im Schritttempo vorwärts. Auch das Wahrzeichen Kumamotos, die Burg, hat es schlimm getroffen. Die Burganlagen wurden stark beschädigt und der gesamte Komplex wurde für das Publikum gesperrt. Ersten Schätzungen zu Folge kann der Aufbau der Burg bis zu 20 Jahren dauern.
In den bergigen Gebieten um Asso, in der Region Kumamoto sind auch weiterhin mehrere Landstraßen und Bahnstrecken gesperrt. Auf unserem Weg mit dem Auto nach Minami Asso Mura und Oguni mussten wir oft lange Umwege fahren. Unterwegs habe ich an verschiedenen Ort schlimme Zerstörungen gesehen. In vielen Ortschaften auf dem Land sind ein großer Teil der Gebäude eingestürzt. Die Dächer der Gebäude, die stehen geblieben sind, wurden provisorisch mit blauen Plastikfolien abgedeckt, da sie vom Beben vollständig abgedeckt wurden. Je mehr Blau man von Weitem bei der Anfahrt sieht, je größer ist die Zerstörung. Einheimische habe ich nur wenige gesehen, dafür um so mehr Personal der japanischen Streitkräfte und viele Gruppen von Volontären. Die Gruppen tragen oft Abzeichen oder haben Wimpel dabei, auf denen die Präfektur steht, aus der sie kommen oder das Einsatzgebiet das sie erfüllen. Während meines kurzen Aufenthaltes in der Erdbeben Region habe ich Gruppen von Volontären aus fast allen Präfekturen gesehen. Darunter waren Ärzte, Tischler, Dachdecker, Personal der Müllentsorgung usw.
In die Zeit des Wiederaufbaus, in den Wochen und Monate nach dem Beben, fallen auch verschiedene nationale und lokale Feiertage und Feste. In den stark zerstörten Gebieten verzichten die Einheimischen notwendigerweise auf solche Ereignisse, für sie gibt es wichtigere Dinge! Aber in den nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogenen Orten der Erdbeben Region gibt es die Tendenz, diese Feste trotz allem zu veranstalten. Nach dem Motto: Ihr seit nicht allein! Wir stehen hinter Euch! Seht her, wie schön unser Land ist! Bei unserm Umweg sind wir durch ‘Tsuetate Onsen’ gekommen. Hier ist nur wenig kaputt gegangen und die Tsuetater haben sich dafür entschieden, ihr alljähriges Koi-Nobori Fest auch in diesem Jahr veranstalteten. Sie möchten zeigen, dass der Wiederaufbau vorwärtsgeht, dass nach 3 Wochen schon etwas Normalität Einzug hält. Sie verstehen Ihre Entscheidung auch als moralische Unterstützung für die, die es schlimmer getroffen hat.